Galerie am Saumarkt, Ulm

Joséphine Sagna
Wendoly Monteiro da Costa

WeBling

17. März bis 27. April 2024

Sebastian Heemann schreibt in der Frühjahrsausgabe 2024 der ARTMAPP:

„WeBling“ – das ist eine Hommage an den Stadtteil, in dem die Künstlerinnen Joséphine Sagna und Wendoly Monteiro da Costa aufgewachsen sind: Wiblingen hat den höchsten Anteil von Menschen mit Migrationsgeschichte in Ulm, was oft mit Stigmatisierung und Vorurteilen einhergeht. In ihrer Jugend sehen sich die Künstlerinnen hier häufig mit dem Gefühl konfrontiert, nicht zu passen, nicht genug zu sein. Das Hin-und-hergerissen-Sein zwischen unterschiedlichen Kulturen, Hautfarben und Geschlechterklischees wird zum Bestandteil ihrer Identitäten – und später zu einem zentralen Aspekt ihres künstlerischen Schaffens. Aus Wiblingen wurde über die Jahre „WeBling“. Das „Bling“ steht dabei nicht für materielle Pracht, sondern für die Fähigkeit, inmitten von Herausforderungen und Stereotypen zu glänzen, sich selbst zu finden, zu feiern und stolz auf die eigene Herkunft zu sein. Joséphine Sagna wurde 1989 in Stuttgart geboren, ihre Eltern stammen aus dem Senegal und Siebenbürgen (Rumänien). Im Rahmen von „WeBling“ zeigt sie eine Auswahl von expressiven, vielschichtigen und farbstarken Frauen, die sich ganz dem Wechselspiel von Vorder- und Hintergrund hingeben. Teils wirkt es, als könnte man in die Figuren hineinschauen, als hätten sich die Farbmaterie und ihre Identität noch nicht endgültig gefügt, als schwingen sie zwischen der Eigen- und Fremdwahrnehmung, zwischen Sein-Wollen und Sein-Müssen. In anderen Arbeiten rücken – in Anlehnung an den Ausstellungstitel – selbstbewusste Charaktere in den Fokus, werden zum Symbol von Facettenreichtum und Empowerment auf dem schwierigen Weg der Identitätssuche einer schwarzen Frau in einer weißen Mehrheitsgesellschaft.

Wendoly Monteiro da Costa wurde 1988 in Neu-Ulm geboren. Ihre Eltern stammen aus Peru und Tschechien. Passend zu dem Viertel, in dem sie aufwuchs, zeigt sie bei „WeBling“ Arbeiten, in denen sie bewusst mit multidimensionalen Struktur- und Deutungsräumen spielt. Das außergewöhnliche Spiel von Licht und räumlicher Tiefe führt in vielschichtige Strukturwelten hinein. Es fordert gleichzeitig dazu auf, über die Ablenkung des Offensichtlichen hinauszusehen und den flüchtigen Zauber eines gewöhnlichen Raumes neu zu begreifen. So werden die Werke zum Symbol der Neudefinition der eigenen Identität – mit all ihren Facetten. Dabei konzentriert sich die Künstlerin vor allem auf die Rolle als Frau und Mutter, nutzt abstrakte Strukturwelten als Projektionsfläche für die weibliche Identitätssuche innerhalb multidimensionaler gesellschaftlicher Strukturen.

Ein Rundgang durch die Ausstellung...

Link zu einem weiteren Videorundgang: https://share.storybox.cloud/share/eObENdlv.mp4