Hanna Roeckle

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.hannaroeckle.com

Ausstellung, BEGE Galerien Ulm 2019 Configuration in Flow

CN A+B/Crystalline Needle, 2019, Lack auf GFK, je 240 x 53 x 40 cm

CN A+B/Crystalline Needle, 2018, Lack auf GFK, je160 x 42 x 44 cm

Crystalline Needle, 2019, Lack auf SWISSCDF, je 42 x 15 x 7 cm

Rosetta, 2018, Lack auf SWISSCDF, je 75 x 75 x 16 cm

Austellung, art Karslruhe BEGE Galerien 2019

Austellung, art Karslruhe BEGE Galerien 2019

Columns, Aquarius, 2019, Pyrit, Rosetta, CN / Crystalline Needle, Column

Aquarius, Lack auf Epoxidharz-Laminat, 125 x 99 x 99 cm

Pyrit Copper + Pyrit Blue, 2016, Lack auf GFK, je 105 x 95 x 84 cm

Pyrit C, W, G, B, 2016, Lack auf SWISSCDF, je 25.8 x 23.5 x 21 cm

Rosetta G, Diptychon, 2017, Lack auf SWISSCDF, je 65 x 71 x 30 cm

Aquarius, Gemini Green, Andromeda, 2015, Lack auf Epoxidharz-Laminat, je 125 x 99 x 99 cm

REFLEXIONSOBJEKTE

Hanna Roeckles modulares System

Die Rauminstallationen Hanna Roeckles erinnern auf den ersten Blick oft an minimalistische Kavernen: Kristalline Formen sprießen aus dem Boden und den Wänden und faszinieren mit einem changierenden Spiel der Farben. Verzaubert und fast fremdgesteuert ähneln sich die Reaktionen auf die Skulpturen der Schweizer Künstlerin: Nach einem Augenblick der Irritation beginnen die meisten Betrachterinnen und Betrachter damit, sie langsam und andächtig zu umkreisen und sich aktiv mit den Werken, aber auch dem umgebenden Raum und den eigenen Beobachtungen auseinanderzusetzen.

Automatisches Sehen wird in der Begegnung mit diesen Skulpturen zur bewussten Wahrnehmung – so verschafft Hanna Roeckle ihrem Publikum Momente der Reflexion und Einlassung, die in der Schnelllebigkeit des heutigen Alltags eine Rarität bedeuten.

In Vaduz/Liechtenstein geboren und heute in Zürich in der Schweiz lebend, entwickelte Hanna Roeckle seit den 1990er-Jahren eine Formensprache, die genuin und unverwechselbar ist. Die Künstlerin denkt nach eigener Aussage in Systemen, sie bevorzugt komplexe Ordnungen und ein Spiel nach klar definierten Regeln gegenüber der spontanen Geste. Das herausragende Merkmal dieser Systeme besteht in ihrer Modularität – wir begegnen in Hanna Roeckles Werk einem Vokabular an Grundelementen und Formen in immer wieder neuer Variation.

Hanna Roeckle arbeitet jenseits aller klassischen Gattungsbegriffe. Je nach Standpunkt lassen sich manche ihrer Wandarbeiten als Bild oder Plastik deuten und die serielle Kombination mehrerer Werke verwandelt die Einzelstücke in eine Rauminstallation. So entstehende Gesamtkompositionen verändern sowohl die Wahrnehmung als auch das Wahrgenommene: Die individuellen Teile wirken plötzlich als Ganzes, ihre Farben und Formen beginnen miteinander zu interagieren. Bekannte Settings erscheinen als Environments, in denen eine gewohnte Umgebung plötzlich Teil eines Kunstwerks wird und sich so die Sphären von Kunst und Alltag neu durchdringen.

Zur vollen Entfaltung kommen die sinnlichen Erfahrungen im Falle von Hanna Roeckles skulpturalen Arbeiten – den an Kristalle und Quarze erinnernden „Polyedern“, „Pyriten“, „Stelen“ oder auch den „Rosetta“-Wandobjekten, die zuletzt in der Einzelausstellung „Configurations in Flow“ in den BEGE Galerien in Ulm zu sehen waren. Diese aus GFK oder SWISSCDF gefertigten und mit Lack gespritzten Skulpturen bieten dem Betrachter ein visuelles Erlebnis, das ihn aktiv miteinbezieht, denn je nach Blickwinkel und Standort verändert sich die Farbe der Oberflächen. Dieser Effekt beruht auf der Verwendung von dichroitischem Lack, dessen Töne Hanna Roeckle eigens für ihre Werke nach ihren Vorgaben entwickeln und mischen lässt.

An die Stelle expressiver Gesten setzt die Künstlerin subtile Farbeffekte, deren Reiz sich erst auf den zweiten Blick und im Zusammenspiel mit Licht entfaltet. Roeckles Skulpturen, Objekte und Installationen können als Untersuchungen zu Licht, Bewegung und Raum gewertet werden. Die Künstlerin studiert das Zusammenspiel und die Wirkung dieser drei Komponenten unter der kalkulierten Einbeziehung des Betrachters. Dieser wird mit immateriellen, ephemeren Phänomenen konfrontiert: Der Betrachter, der sich durch den Raum bewegt, erlebt die Licht reflektierenden Oberflächen der Arbeiten als sich permanent wandelnde Farbflächen, als dynamische Energiefelder, was den Ausstellungsbesuch zu einem ästhetisch-visuellen Ereignis werden lässt.

Roeckles Werke verwandeln ihre Umgebung. Sie schaffen im wahrsten Sinne des Wortes Raum für Imagination und Kontemplation, eine neue Bewusstseinszone der Sensibilität.

DANIELA BAUMANN